DANKE AN JEDEN!

Liebe Freunde,
am 1. Juni werden wir endlich wieder unsere Pforten für die Öffentlichkeit öffnen. Komplett geschlossen war das Refugium natürlich sowieso nie, denn zwei oder drei Freiwillige wechselten sich jeden Tag ab, um für Nahrung, Sauberkeit und medizinische Behandlung unserer Schützlinge zu sorgen. Sie waren mindestens vier oder fünf Stunden am Tag dort. Wir konnten aber keine Besucher empfangen, wobei seit fast drei Monaten eh kein Besucher mehr in die Nähe unserer Räume gekommen ist. Gut drei Monate war Rom eine Geisterstadt, ein Niemandsland.

Um Torre Argentina herum herrschte ein unwirkliches Schweigen. Kaum Verkehr, keine Menschenmassen. Das einzige Geräusch, das dadurch noch dazu donnernd und bedrohlich klang, war das der Tram 8, die in dieser Zeit einem Geisterzug glich, der nur noch die Erinnerungen an Passagiere beförderte. Stille und Unbeweglichkeit, welche unsere kleine Lutezia täuschten, die sich ihren Traum vom Ausflug in die Welt erfüllen wollte und stattdessen vom Schicksal ereilt wurde. Die wenigen Autos fuhren halt sehr schnell. Leider 1 : 0 für den Lockdown.

Ab dem ersten Juni werden wir wieder wie gewohnt hier sein. Lasst uns hoffen, dass diese schlimme Zeit für immer vorbei ist! Nun stehen wir vor den Herausforderungen des „Wiederaufbaus“, für den wir Energie, Entschlossenheit und Liebe mobilisieren müssen. Tatsächlich bedeutete die Liebe, die aus der ganzen Welt zu Torre Argentina strömte, dass die Katzen ihrem Leben ohne nennenswerte Veränderungen folgen konnten.

Vielleicht haben einige der Samtpfoten die Aufregung, die Bewegung, die Wärme des früheren Alltagslebens vermisst. Einige werden auch die Ruhe und Stille geschätzt haben, die so viele nette Nickerchen abseits des Zeitplans ermöglicht haben. Wer weiß? Vielleicht wussten sie, dass eine Schar von Schutzengeln aus der Ferne über sie wachte. Danke an Sie alle, alte, wertvolle Wohltäter, die uns seit Jahren begleiten, und danke auch den vielen neuen, die in diesem besonderen, unsicheren und prekären Moment unseres Abenteuers hinzugekommen sind.

Natürlich hatten wir etwas für mögliche schwierige Tage zurückgelegt, aber mindestens fünfundzwanzig Jahre lang haben wir gedacht, dass diese höchst unwahrscheinlich wären – und doch mussten wir sie nun live durchleben. So konnten wir uns zum Glück auch ohne die täglichen Spenden der Besucher behaupten. Was wir stoppen mussten, war das Sterilisierungsprogramm. Keine Besucher, keine Spenden, keine Sterilisation. Sie wissen, dass unser großes Ziel die allgemeine Reduzierung von Streunern ist. Eine Voraussetzung dafür ist die Sterilisation. Stellen Sie sich also unsere Frustration vor.

Bestimmte wenige Spenden, die genau zu diesem Zweck getätigt wurden, ermöglichten es uns, wenigstens ein Viertel unserer üblichen monatlichen Sterilisationen durchzuführen. Nicht viel, denn wir sind ganz andere Zahlen gewohnt, aber gerade genug, um unsere Fahne hoch zu halten und der Quarantäne eine lange Nase zu drehen. Ausgleich 1 : 1 ! Wir wissen, dass es sich hier um ein eher nüchternes Ziel handelt, welches nicht gerade das Herz erwärmt. Natürlich kümmern wir uns auch gerne und liebevoll um die Katzen, aber das ist nicht der Hauptzweck unseres Vereins. Dieses Ziel ist weniger romantisch, scheinbar weniger mitfühlend, weniger lohnend, aber in Wirklichkeit ist es dasjenige, das es uns erlaubt, mit größerer Rationalität, größerem und dauerhaftem Nutzen zugunsten der Tiere zu handeln, die wir lieben. Wir sind bereit für einen Neuanfang, entschlossener, energischer und lauter als zuvor!

Viele unserer Wohltäter haben unsere Facebook-Seite mit ihren unglaublichen Initiativen belebt, unvorstellbare Fähigkeiten der Unterhaltung und Kreativität gezeigt, Sammlungen angeregt, wunderschöne Zeichnungen, die von unseren Katzen inspiriert wurden, versteigert und sogar Gedichtbände geschrieben … Fiona, Janice, Pat, Rowan, Cate und ich bin sicher, dass ich viele vergessen habe … Verzeihen Sie mir: Es war ein toller Wettbewerb, bei dem alle gleichberechtigte Gewinner waren.

Was ist mit den vielen, die uns Päckchen und Pakete mit Lebensmitteln geschickt haben? Ich weiß, dass Monica Fotos von jeder Sendung veröffentlicht und Dankes-E-Mails geschickt hat, aber ich möchte unsere Dankbarkeit auch noch einmal betonen. Es war wirklich bewegend, Lebensmittel zu erhalten, die direkt vom Himmel vor unsere Tore geschickt wurden. Nicht zu reden von der Wertschätzung der ‘Gäste’ für eine solche Behandlun: Sie haben Torre Argentina in ein Fünf-Sterne-Restaurant verwandelt, trotz der Quarantäne …

Was mich betrifft, so wurde ich für mehr als zwei Monate ins Haus gezwungen. Meine Kollegen hörten nicht auf meine Argumente und verbaten mir, einen Fuß in Torre Argentina zu setzen, obwohl ich ihnen versicherte, dass ich Antikörper habe, die so groß wie Kröten sind … Ich muss daraus schließen, dass sie mich lieben und mich nicht verlieren wollen.

Selber fühle ich mich nicht so wertvoll und ich schäme mich immer noch ein wenig, dass ich meinen Posten verlassen habe. Meine Entschuldigung ist, dass ich mich leicht in einen Infektionsträger verwandeln könnte, weil ich täglich vier Transportmittel nehmen muss, um zu kommen und zu gehen. Aber jetzt bin ich wieder in TA, zunächst nur dreimal pro Woche, und bin ziemlich verärgert über den Kraftverlust durch die erzwungene Sesshaftigkeit. Sie hat mich fast zum Invaliden gemachte, denn durch sie habe ich alles verloren, was ich mir mit zwei Jahren Haltungsgymnastik erworben hatte. Wieder 2 : 1 für die Quarantäne. Ich habe jedoch eine große Wahrheit gelernt: Ich brauche die Katzen mehr als sie mich.

Die beiden Lauras, Daniele und Elisa kamen mit ihrer Selbstzertifizierung in Schichten zu TA. Sie stießen nicht auf größere Kontrollprobleme, da die Fütterung von Streunern vom ersten Moment an zu den lebenswichtigen Aktivitäten gehörte und daher genehmigt wurde. Stattdessen ist unsere Valentina, deren Aufgabe darin besteht, alles Notwendige mit ihrem Auto (normalerweise beladener als eine Karawane von Kamelen) zu kaufen und nach Torre Argentina zu bringen, immer wieder auf Kontrollen gestoßen. Glücklicherweise leuchteten die Augen des diensthabenden Postens auf, während er ihre Selbstzertifizierung las, er lächelte und murmelte „Ah, die Katzen von Torre Argentina … Nur zu, Signora!“, und bestätigte damit die Beliebtheit unserer kleinen Festung. Gleichstand 2 : 2 .

Offensichtlich war die Kontrolle bei Autofahrern genauer als bei Fußgängern: Zum Beispiel kam unsere Monica, die Anführerin der kleinen Armee unserer Festung, zu Fuß nach und von Torre Argentina. Eine große Anstrengung, aber eine, die ihr eine beneidenswerte Form gesichert hat (versuchen wir, die positive Seiten der Dinge zu sehen – 2 : 3 für uns!). Sie trug dabei immer eine große Tüte mit dem Markennamen irgendeiner wichtigen Lebensmittelkette bei sich, aber es war ein Haufen Masken und Käfigunterlagen, die zu Hause gewaschen werden mussten, keine Einkäufe … Trotzdem wurde sie nie aufgehalten. Rätsel der Quarantäne.

Es war auch schwierig, loyale Freiwillige davon abzubringen, nach Torre Argentina zu kommen. Aber da Versammlungen verboten waren, aber nicht angegeben wurde, bei wie vielen Personen eine Versammlung beginnt, hätten mehr als zwei Personen bereits als eine verdächtige Gruppe erscheinen können. Das wollten wir unbedingt vermeiden, um zum Wohle der Katzen Komplikationen zu verhindern,.

Und jetzt muss ich mich an all jene erinnern, die hinter der Bühne gearbeitet haben, aber nicht weniger hart als die im Rampenlicht. Und vor allem unser Team von ‘Schriftstellern’, die mit unseren Wohltätern korrespondieren und sich bei ihnen bedanken, die auch Nachrichten über aus der Ferne adoptierte Katzen weitergeben und immer über jedes Detail über sie durch Videos, WhatsApp usw. informiert sind.

Dieses Team hat auf Hochtouren gearbeitet. Vielen Dank Silvia Z. , der Leiterin des Fernadoptionsprogramms, und den Administratoren unserer FB- und Website www.gattidiroma.net. Vielen Dank, Christine, Melanie, Monica, Elisa, Martina aus Deutschland, Gilles aus Frankreich, Karen aus England … Diese Namen kennen Sie vielleicht, denn sie sind die Sekretärinnen und Sekretäre unserer schnurrhaarigen Chefs. Ihrer aller Großzügigkeit hat sie sehr beschäftigt und auf Trab gehalten! Darüber hinaus haben Monica, Christine und Elisa ein effizientes System für den Versand unserer Kalender aufgebaut. Es gibt viel zu tun.

Dachten Sie, ich hätte Daniele vergessen? Auf keinen Fall! Daniele ist ein integraler Bestandteil des Torte-Argentina-Universums. Daniele ist seit 1998 bei uns. Er war ein blonder, schlanker Student der Veterinärmedizin, der alle seine Wochenenden in Torre Argentina verbrachte, um sich nach Anweisung unseres Tierarztes um Katzen in TA zu kümmern. Vielleicht war es gerade die Katzen von TA, die alle seine Fähigkeiten und seine Aufmerksamkeit absorbierten, so dass er seinerseits seinen Traum aufgab, Tierarzt zu werden.

So ist er nun zwar nicht einer der berühmtesten und angesehensten (und reichsten) Tierärzte in Rom, ist aber trotzdem bekannt und respektiert – und das nicht nur in unserer FB-Familie, wo er der Protagonist unserer ‘Krankenhausvideos’ ist, in denen er oft über den Gesundheitszustand einiger unserer Katzen berichtet. Sondern auch unter all den ehrenamtlichen Katzenfürsorgern in Rom, eine sehr zahlreiche und immer besser organisierte Gruppe, die auf kommunaler Ebene wirkt. Daniele kennt und koordiniert sie und nimmt selbstverständlich alle ihre Anträge auf Sterilisation und Behandlungen an, ob vorübergehende Beherbergung oder dauerhafte, ob es sich um kranke, verletzte oder behinderte Tiere handelt. Dank seiner ‘Buchhaltung’ über die römischen Kolonien ist er zudem in der Lage, auch einzelne Tiere dieser Kolonien wieder zu erkennen. Er konnte eine Katze identifizieren, die von einem Touristen aus einem fahrenden Bus fotografiert wurde, der sie uns als ‘Katze in Gefahr’ in einer abgelegenen Gegend von Rom meldete!

Manchmal, in extremen Situationen wie der Quarantäne, zeigen sich bei vielen von uns ungeahnte Fähigkeiten. So geschehen bei unseren beiden Lauras, die improvisierten, produzierten, Regie führten und Videos über unsere Katzen drehten. Jeden Tag erhielt Fiona neues Material, das sie auf die FB-Seite stellen konnte, um Sie auf dem Laufenden zu halten und Ihnen Ihre Favoriten zu zeigen. Viele haben sich über diese Initiative gefreut … und wieder konnten wir dem Lockdown ins Gesicht lachen, Sieg 2 : 3 für uns!

DANKE AN JEDEN!!!!! Alles gut, endlich scheint der Alptraum vorbei zu sein und morgen wird ein neuer Tag kommen.

Mit Liebe und Hoffnung

Silvia V.
(Uebersetzung von Martina S.)

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